Im folgenden zitieren wir einen kurzen Artikel zum Thema Wirkung von Thymus. Er bezieht sich zwar auf ein ganz anderes Anwendungsgebiet (Hepatitis), aber der Gedankengang zum Einsatz und seine Limitationen werden doch ziemlich klar.
Die Skepsis gegen Therapien mit Thymuspeptiden ist groß. Verständlich, denn die Datenlage ist, zumindest was klinische Studien angeht, miserabel, die Peptidgemische sind häufig schlecht charakterisiert und der mögliche Eingriff in das komplexe immunologische Geschehen weckt wenig Vertrauen. Völlig von der Hand weisen sollte man den Einsatz von Eiweißstoffen aus der „Briesdrüse" jedoch nicht. Denn: Die Hinweise auf eine unterstützende Wirkung in der Therapie der Hepatitis C mehren sich.
Die Thymusdrüse ist ein sagenumwobenes Organ. Die Tatsache, dass diese Drüse mit zunehmendem Alter des Menschen schrumpft und sein Verlust in der Jugend unweigerlich zum Tode führt, stellt fast zwangsläufig einen Zusammenhang zwischen Altern und Thymus her. Und wer könnte sich gegen den verführerischen Gedanken wehren, durch die Gabe von Thymuspeptiden ewige Jugend zu erlangen?
Mit Wissenschaft hat dies allerdings wenig zu tun. Konkreter ist dagegen der Ansatz, durch die Gabe von Thymuspeptiden das im Alter geschwächte Immunsystem zu stärken - sozusagen als Substitutionstherapie. Darauf basiert auch der Einsatz von Thymuspeptiden in der Onkologie.
Abbildung: In der Thymusdrüse: Epithelzellen bilden die Thymushormone und einige Interleukine. Im Mittelpunkt ein Thymozyt, der hier zum T-Lymphozyten ausreift. Foto der Strathmann AG.
Wie Thymuspeptide das Immunsystem beeinflussen, haben In-vitro-Un-tersuchungen gezeigt: Lymphozyten von Gesunden und von Krebspatienten wurden mit Thymuspeptiden und/oder Interleukin 2 stimuliert. Das Ergebnis:
Durch die zusätzliche Gabe von Thymuspeptiden wurde die Aktivität der Natural-Killer-Zellen (NK) weiter erhöht. Außerdem wurde vermehrt Inter-feron-gamma ausgeschüttet. Die größte Wirkung ließ sich bei Lymphozyten von Melanompatienten erzielen. Die Responderrate lag hier bei über 50 Prozent. (Zum Vergleich: Responderrate bei Mammakarzinom 45 Prozent, bei Kolonkarzinom 30 Prozent, bei Gesunden 20 Prozent).
Manko: schlechte klinische Studien
Klinische Studien zum Einsatz von Thymuspeptiden bei Karzinompatienten sind meist von schlechter Qualität. Umstritten ist auch der adjuvante Einsatz zu einer Chemotherapie. Hier schwanken die Meinungen zwischen „erfolgreich" bis „macht keinen Sinn".
Quelle: Deutsche Apotheker-Zeitung (1999), 2725.
Anmerkung: Der Bericht basiert auf einer Presseveranstaltung der Strathmann AG.