Millionen betroffen
Haarausfall

Haarausfall (Alopezie) bleibt rätselhaft. Anlagebedingter Haarausfall, Alopecia Areata und diffuse Alopezie (bei Frauen) sind am häufigsten.

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Medizinisch bedeutsam gegen Alopezie sind Propecia (Finasterid), antiandrogene Hormone bei Frauen, Regaine (Minoxidil)

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Mit einer Haarverpflanzung können die Folgen von Haarausfall schnell korrigiert werden. Techniken wie die FUE haben große Fortschritte gebracht. Eine gute Planung ist entscheidend.

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Das Prinzip der Gentherapie

Zunächst soll das Prinzip der Gentherapie ganz allgemein dargestellt werden. Fast alle Krankheiten des Menschen haben genetische Ursachen, angefangen von Krebs über Autoimmunkrankheiten bis hin zum Haarausfall. Bereits in den 80er Jahren konnte im Tierversuch nachgewiesen werden, dass man die fehlerhaften Gene durch gesunde Gene heilen kann. Dies nennt man Gentherapie. Eine Gentherapie heilt also die wirklichen Ursachen von Krankheiten (= die krankhaften Gene) und behandelt nicht nur die Symptome. Inzwischen sind über 4000 Menschen in klinischen Studien mit der Gentherapie behandelt worden, hauptsächlich gegen Krebs und AIDS.

 

Das Prinzip ist immer ähnlich: Das heilende Gen soll mit Hilfe eines Gentaxis (wissenschaftlich Genvektor) zu den gewünschten Zellen, also z.B. den Tumorzellen oder den Haarwurzelzellen gebracht werden.

Das größte Problem aller Gentherapien ist das Transportproblem, d.h. wie transportiere ich das heilende Gen am effektivsten zu den gewünschten Zellen? Momentan verwendet man hauptsächlich ungefährlich gemachte Viren (z.B. Schnupfenviren) oder Fettkügelchen (Liposomen), um die heilenden Gene zu transportieren. Tausende Forscher arbeiten fieberhaft an der Perfektionierung dieser Transportmethoden, z.B. arbeitet man an der Verschmelzung von Virus und Liposom oder entwickelt völlig neue Gentaxis.

Und in der Tat gibt es bereits erste bahnbrechende Erfolge: Im Mai 2000 veröffentlichte der französische Forscher Dr. Alain Fischer vom Neckar-Hospital in Paris, dass er mit Hilfe der Gentherapie eine normalerweise tödlich verlaufende Immunkrankheit seit über einem Jahr geheilt habe. Dabei erwies sich die Gentherapie (erwartungsgemäß) als absolut nebenwirkungsfrei. US-Forscher konnten mit Hilfe eines Wachstumsfaktor-Gens neue Blutgefäße zum menschlichen Herzen wachsen lassen, was belastende Bypass-Operationen überflüssig machte. Und inzwischen liegen auch erste vielversprechende Ergebnisse aus gentherapeutischen Krebs-Studien vor. Auch zur Gentherapie gegen Hämophilie gibt es bereits eine äußerst hoffnungsvolle Studie am Menschen.

Offensichtlich beginnt die Gentherapie ihre Versprechungen nun auch am Menschen zu erfüllen. Es ist anzunehmen, dass auch die gentherapeutische Heilung anderer Krankheiten nebenwirkungsfrei sein wird, da ja nur das krankhafte Gen therapiert wird. Andere Gene oder Stoffwechselvorgänge im Körper werden nicht von der Gentherapie beeinflusst.

Das heißt: Eine perfekte Gentherapie heilt nur die eigentliche Ursache der Krankheit (also das krankhafte Gen) ohne andere Körpervorgänge zu beeinflussen und damit Nebenwirkungen hervorzurufen. Übrigens wird das heilende Gen nicht von den Samen-oder Eizellen aufgenommen, d.h. eine Vererbung an den Nachwuchs ist nicht möglich.

Die Gentherapie zur Heilung aller Arten des Haarausfalls

Inzwischen sind auch bereits einige Gene gefunden, die mit dem Haarwachstum zusammenhängen, unter anderem das Hairless (=Haarlos)-Gen, das Nude (=Nackt)-Gen und das Sonic-Gen.

Das Hairless-Gen wurde bereits im Jahre 1998 von Dr. Christiano (Columbia University) entdeckt und ist für eine äußerst seltene Form des Haarausfalls verantwortlich. Eine weitere wichtige Entdeckung stellt die Funktion des Sonic-Gens dar, die im Oktober 1999 veröffentlicht wurde. Dr. Crystal (Cornell University) konnte nachweisen, dass das Sonic-Gen inaktive Haarwurzeln reaktivieren kann. Das ist deshalb bedeutsam, weil Haarwurzeln auch beim Menschen noch ca. 15 Jahre nach dem Ausfall des Haares reaktiviert werden können, d.h. mit dieser Methode wird es möglich sein, den Haarzustand von vor ca. 15 Jahren wiederherzustellen. Allerdings könnte das Sonic-Gen zu einem erhöhten Krebsrisiko beitragen. Daher wird nach anderen risikolosen Gene gesucht, die ebenfalls inaktive Haarwurzeln reaktivieren können.

Mehr noch: Es wird sogar möglich sein, völlig neue Haarwurzeln beim erwachsenen Menschen wachsen zu lassen. Im Jahre 1998 konnte Prof. Elaine Fuchs (Howard Hughes Medical Institute) nachweisen, dass das Molekül ß-Catenin bei Mäusen neue Haarwurzeln entstehen läßt. Allerdings ist dieser Prozeß relativ schwierig zu kontrollieren, so dass noch weitere Forschungen nötig sind, bis die Anwendung am Menschen denkbar ist. Aber dann wird es möglich sein, selbst auf Vollglatzen wieder jugendlich volles Haar wachsen zu lassen. Weitere Informationen zu den Forschungen von Prof. Fuchs sind zu finden unter http://www.hhmi.org/fuchs und http://www.regrowth.com/documents.cfm?id=10101

Wie bereits erwähnt wird die Gentherapie alle Arten des Haarausfalles heilen können, angefangen von Alopecia universalis über Alopecia areata bis hin zum erblich bedingten Haarausfall bei Mann und Frau, da das Prinzip immer gleich oder ähnlich ist: Das heilende Gen wird mit Hilfe eine Genvektors hochselektiv zu den Haarwurzeln befördert, bzw. es werden sogar neue Haarwurzeln gebildet.

Fazit: Tierstudien belegen, dass die Gentherapie alle Arten von Haarausfall wird heilen können. Allerdings muss das perfekte Gen erst noch gefunden werden. Auch die Gentaxis, die die Gene zu den Haarwurzeln befördern, müssen noch perfektioniert werden. Es bestehen allerdings keine grundsätzlichen medizinischen Probleme. Es hängt also lediglich von den Investitionen in die gentherapeutische Forschung ab, wann eine nebenwirkungsfreie Heilung des Haarausfalls möglich sein wird.

Die Gentherapie zur Heilung anderer Haarprobleme

Außerdem wird die Gentherapie auch andere Haarprobleme heilen können wie z.B: das Ergrauen von Haaren. Die amerikanische Biotech-Firma AntiCancer Inc. konnte bereits im Jahre 1995 aufzeigen, dass es möglich ist, Testgene und Haarfarbstoffe (Melanin) mit Hilfe von Liposomen (=Fettkügelchen) hochselektiv nur zu den Haarwurzeln zu befördern, d.h. es färbten sich nur die Haare der Versuchsmäuse, nicht aber die Hautzellen. Eine kleine Anmerkung zum Schluß: Einigen Presseberichten zufolge forschen AntiCancer Inc. auch an einer Gentherapie, um glattes Haar lockig zu machen und umgekehrt.

Autor

Unser sehr engagierter Leser Andreas W. Lutz hat sich ausführlich diesem Thema gewidmet; seine Beiträge bilden die Basis für viele Artikel in dieser Rubrik. Mittlerweile hat sich auch die Initiative INFAGEN gebildet, über die wir ebenfalls berichten möchten.

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