Verminderte Sauerstoffversorgung der Haarfollikel
Als Folge des stark eingeschränkten subkutanen Blutflusses tritt eine messbare, deutlich reduzierte Sauerstoffsättigung in den betroffenen Kopfhautarealen ein.
Zur Untersuchung zur subkutanen Durchblutung der Kopfhaut wurde die Sauerstoffsättigung im Gewebe bestimmt - in der Stirnregion und im Schläfenbereich in der behaarten Zone über den Ohren. Es wurden 18 Probanden über 18 Jahre untersucht, 9 mit fortgeschrittenem Haarausfall (Stirnglatze) und 9 Probanden in der Kontrollgruppe ohne Haarausfall. Die Sauerstoffsättigung des Gewebes der betreffenden Areale unterschied sich in beiden Gruppen deutlich.
Bei den Patienten mit Haarausfall war die Sauerstoffsättigung nicht nur deutlich geringer, auch der Unterschied zwischen Schläfen- und Stirnregion war wesentlich größer. Die Kompression und die geringere Durchblutung der kleinsten Gefäße bei der von Haarausfall betroffenen Kopfhaut führen also zu einem nachweisbaren, erheblichen Sauerstoffmangel innerhalb des Gewebes. Die Sauerstoffversorgung war um ca. 40 % reduziert.
Die Sauerstoffunterversorgung in den hoch zellteilungsaktiven Haarmatrixzellen stört die Kollagen-Synthese und wirkt sich so auf die Produktion der Haarsubstanz (Keratin) aus.
Wegen der gestörten Stoffwechsellage reichert sich weiterhin das Hormon DHT (DiHydroTestosteron) vermehrt an den Rezeptoren der schlechter durchbluteten Haarwurzeln an und führt dort zu einer "Verhornung".
Das Enzym Lysyl-Hydroxylase, das zuständig für den Aufbau der Bindegewebsfasern in der Kopfhaut ist, wird durch diese "Verhornung" von der Blut- und Nährstoffversorgung abgeschnitten. Für seine Funktion benötigt es verschiedene Stoffe, unter anderem Sauerstoff. Da dieser nur noch ungenügend zur Verfügung steht, wird die Ausbildung der Bindegewebsfasern für den Haarkörper reduziert.
Die Wachstumsphase des Haares verkürzt sich, die Ruhephase dehnt sich (über mehrere Zyklen hinweg) aus. Die Wurzel schrumpft, der Haarfollikel degeneriert. Das Haar fällt aus. Der Übergang in die Wachstumsphase, die sogenannte Anagenphase, kann ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr stattfinden. Das Haar gilt schließlich als dauerhaft ausgefallen.
Die Verbesserung der örtlichen Sauerstoffsättigung und Nährstoffversorgung in den betroffenen Gebieten ist also eine Grundvoraussetzung für die Behebung des typischen männlichen Haarausfalls.
Spannungshaarausfall bei Frauen
Bei Männern ist diese Unterform des androgenetischen Haarausfalls deutlich häufiger anzutreffen, als bei Frauen. Zum einen reagieren sie auf Stress und hohe Konzentration deutlich heftiger mit muskulären Anspannungen als Frauen. Zum anderen ist ihr Testosteron- und damit ihr DHT-Spiegel im Blut ca. 12 – 14-fach höher als der von Frauen. Davon wird die sehr schnelle Anreicherung von DHT an den Haarfollikeln deutlich begünstigt. Innerhalb kurzer Zeit können bei ihnen ganze Kopfpartien schütter oder kahl werden.
Aber auch bei Frauen tritt diese Form des Haarausfalls durch zunehmende Beanspruchung und Zunahme von Stress vermehrt auf. Die typische Lichtung des Haares im Bereich des Scheitelbeines kann auch bei ihnen schon in jungen Jahren immer häufiger beobachtet werden.
Insbesondere nach den Wechseljahren kommt es dann noch zu einem Abfall des Östrogenspiegels, der freie DHT-Spiegel im Blut erhöht sich. Dann kann der spannungsbedingte Haarausfall noch deutlicher zutage treten.